Wallfahrtskirchlein "Maria Bründl"
Das Bründl-Kirchlein ist ein sehr altes Gotteshaus - der genaue Ursprung liegt jedoch bis heute noch im Dunkeln. Dass seit vielen Jahrhunderten immer wieder Gläubige hierher pilgerten, um mit der heilsamen Quelle ihre Augenleiden zu heilen, ist von vielen Autoren belegt.
Die Kapelle selbst soll bereits im Jahre 1482 geweiht worden sein. Dieses Datum wird dem Pergamentsiegel auf dem Reliquien Stein des Hauptaltares entnommen. Damals weihte, laut Inschrift, ein Bischof Georgius von Chiemsee diesen Altar(stein). Hier dürfte es sich aber lediglich um ein „Portatile“ handeln, einen Reliquienstein, wie er früher zum Lesen einer Hl. Messe auf einem nicht geweihten Altar (oder auch bei einer Feldmesse) mitgetragen werden musste. Dieser Stein ist vermutlich nicht für unseren speziellen Altar geweiht worden. Bei der offiziellen Weihe eines Altares wurden die vorgeschriebenen Reliquien zu früheren Zeiten nämlich stets hinter dem „Antependium“ (vordere Verzierungsplatte des gemauerten Altartisches) in eine kleine Öffnung eingemauert. Unser Bründl-Altar hat aber gar kein Antependium; diese Tatsache allein spricht schon für die Annahme, dass es sich bei diesem Reliquienstein nur um ein Portatile handelt. Ein Portatile wird für sich selbst geweiht und ist an verschiedenen Orten verwendbar.
Seit seinem Bestehen wurde unser Bründl-Kirchlein sicher immer wieder renoviert. Einige u.a. im Bistumsarchiv zu Passau aufgefundenen Daten, welche bis dato noch nicht veröffentlicht sind, seien hier einmal kurz angesprochen. Vorweg sei noch erwähnt, dass die Bründl-Kapelle, obwohl sie in der Gemarkung Saldenburg steht, früher zur Herrschaft Fürstenstein zählte und nicht zu Saldenburg.
1675 Hier lesen wir: Zur Kapelle gehört kein Grund und Boden. Verschiedene Bauern aus der Umgebung leisten Natural-und Geldabgaben. Eine Außentürverriegelung mit Schlüssel wird angefertigt.
1676 Die Ein-und Ausgaben der „würdigen Unser lieben Frauen Capellen bey dem heylsamben Prunnen negst Goben“ verwalten als Zöchpröbste (Verwaltung des Kirchengutes bestellte Laien) Peter Sigl zu Egnreith (Eggenreuth) und Bartolomo Holzpaur zu Thurmanspang, „beed Fürstenstainsche Untertan“. „In diesem Jahr kein Gottesdienst - also keine Ausgaben hierfür“. Dachreparatur und Einlegen von Schindeln.
1679 Die Kapelle ist sehr baufällig und droht einzustürzen. Vorschlag: „Völlige Niederprechung und Neubau“
Es wurde jedoch repariert und 300 Mauerziegeln, 6000 Schindeln und 5000 Nägel angekauft; z.T. vom Oischinger Bauern. Die „an etlichen Orthen zerklobenen und voneinander weichenden Mauern und Gewölben“ wurden mit Schleudern gesichert.
1684 Von den Zöchpröbsten wurde die fällige Türkensteuer (Geldmittel zur Bekämpfung der immer wieder bis Wien und Passau einfallenden Türken und somit des Islam)
Dass der Altar in der Bründl-Kapelle vorher in der Burgkapelle zu Saldenburg gestanden haben soll, ist nicht belegt. Interessanterweise lesen wir aber um die gleiche Zeit, als ein neuer Altar nach Saldenburg kam, auch einiges über den heutigen Bründl-Altar!!!
1683 Der Schreiner von Tittling hat den Altar, welcher von der „Mauern herdangewichen mit aller Notturft ausgebessert“.
1691 „So hat die Notturft erfordert, damit der Altar sicher sauber erhalten werde, uf dem Altar ein Neues Prödt (Altarblatt) machen zelassen“......vom Schreiner zu Perlesreuth. Der „Maller (Maler) zu Säldenburg hat solches (Altarblatt) praun angestrichen“.
1692 „Nitwegen ist Johann Surspaur, Maller zu Säldenburg, von mahlung der Urlaub- nemung Christi (Darstellung der Figurengruppe des Hauptaltares = Christus nimmt Abschied von seiner Mutter) so in zwischen die ....Saulln (Säulen) gemacht“ mit 1 Gulden und 30 Kreuzern „evicirdt“ (bezahlt) worden.
(Der Ort Saldenburg hatte zu dieser Zeit bestimmt keinen Spezialisten für Kirchenmalerei; dieser wurde sicherlich durch Graf v. Preysing im Zuge der gleichzeitigen Altaraufstellung in Saldenburg hierhergebracht und dann auch im Bründl eingesetzt ?!?! Sehen wir hier doch einen Zusammenhang mit dem ehemaligen Standort des Bründl-Altares in Saldenburg?) 1692 Auch noch in diesem Jahr wird der Hufschmied Hieronimus Gultman (Goldmann) zu Entschenreuth „vor machung eines neuen Gotsbeetstohles (Gebetsstuhl) mit 1 Gulden und 30 Kreuzer entlohnt.
1819 Die Kapelle wird erneut renoviert.
1934 Anlässlich der Kapellenrenovierung in Saldenburg werden auch in Bründl die Altäre neu bemalt. Der Pfarrer von Thurmansbang lebt mit dem Restaurator, dem Kunstmaler Marchand aus München, wegen dessen sittenwidrigem Lebenswandel auf Kriegsfuß; er nennt Marchand einen „besseren Anstreicher“!!
Neuere Renovierungsarbeiten sollen hier nicht weiter behandelt werden. Doch jetzt wieder zurück zum eigentlichen Anlaß dieser Ausführungen, den „Bründl-Kirta“. Dieser Kirchtag war und ist ein alter bodenständiger Brauch und wurde jährlich am Fest „Maria-Namen“ also am 12.09. gefeiert. Anlässlich der Renovierung von 1934 schreibt der Pfarrer: „Die Bründl-Kirchweih ist eingeschlafen. Die Renovierung ist Anlass sie wieder zu beleben. Passauer Jugend ist gekommen, um mit Gesang und Instrumenten mitzuwirken. Die Agnes (Köchin ??) wird Lebzelten verkaufen.“
Der Heimatforscher Max Peinkofer schreibt 1954 ebenfalls über diesen Festtag: „An diesem Fest strömten viele Leute zusammen und es ging recht festlich zu. Die kirchliche Feier war mit allerhand weltlicher Lustbarkeit verbunden. So gehörten dazu Krämerstände, Bierausschank und Blasmusik.“
Dass das lustige Treiben am Bründl - selbst außerhalb des offiziellen „Kirta“ auch ausarten konnte, fand Herr Schrüfer rein zufällig in bislang nicht bekannten Unterlagen im Staatsarchiv zu Landshut. In der Übersicht der anlässlich einer Extradition (Amtseinführung) des Patrimonialgerichtes Saldenburg vom 29.11.1825 vorhandenen Akten (leider alles beim großen Brand im Staatsarchiv verbrannt - nur diese Zusammenstellung ist noch vorhanden) lesen wir unter „Criminalia“:
1820 „Den zwischen Lanzenreuth und Saldenburg tot gefunden Georg Kirschner“. Da der dazugehörige Akt ja in Landshut verbrannt ist, konnten mit etwas Glück nur noch alte Sterberegister vor Ort weiterhelfen. In der Gemeinde Saldenburg beginnen diese jedoch erst im Jahre 1876. Hier konnte Herrn Schrüfer Andreas Lechl weiterhelfen. Herr Lechl hat nämlich in mühseliger Kleinarbeit schon vor Jahren die alten Sterberegister der Pfarrei Thurmansbang (Heute im Bistumsarchiv Passau) in seinen PC gespeichert.
Und siehe da: Am 10.02.1820 ist der verheurathete Schuhmacher, kath., wohnhaft in Hundsruck, Nr. 16, Landgericht Passau, verstorben. Krankheit: „Im Wasser und Koth erstickt“, Alter 74 Jahre. Bemerkung: „Ging von der Filialkirche Bründl berauscht nach Lanzerreith, wo er vermutlich im Wasser fiel“.
1786 Bereits 1786, also 34 Jahre früher ist unser Georg Kirschner in der o.a. Aktenaufstellung unter „Civil=Proceß=Acten“ als verschuldeter Schuhmacher genannt. Kirschner hat anscheinend ebenso gerne gebetet wie getrunken!
1817 erscheint dann in der gleichen Aufstellung in Hundsruck ein Schuhmacher Philipp Kirschner (verm. ein Sohn unseres Georg Kirschner) ebenfalls als verschuldet.
Diese eindrucksvolle Kapelle ist bei einer Wanderung auf der "Bründl-Kapellen-Runde-Nr.81" zu besichtigen.
Quelle: http://www.saldenburg.de/kultur/maria-bruendl.html
View More »