0 Likes
Im 17. Jahrhundert galt die Herzog August Bibliothek als die größte Bibliothek nördlich der Alpen und wurde als achtes Weltwunder bezeichnet.[1] Gegründet wurde die Bibliothek von Herzog Julius zu Braunschweig-Lüneburg (1528–1589), der in seiner Residenzstadt Wolfenbüttel seine Büchersammlung ordnete und im Jahre 1572 eine erste Liberey-Ordnung erließ. Dieses Datum gilt als die Geburtsstunde der Wolfenbütteler Bibliothek. Ihren legendären Ruf begründete jedoch der gebildete und weitgereiste Herzog August der Jüngere (1579–1666), der seit seiner Jugend ein eifriger Büchersammler war. Aus einer Nebenlinie der Welfen-Dynastie stammend, war er eigentlich nicht für eine Regentenrolle vorgesehen, doch bedingt durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und das Aussterben der Wolfenbütteler Linie der Welfen wurde er 1635 in bereits reifem Mannesalter Regent in Wolfenbüttel. Als Herrscher in Wolfenbüttel entfaltete er eine systematische Sammeltätigkeit. Seine Maxime war nicht Masse, sondern Qualität. Er beschäftigte Bücheragenten in ganz Europa, die für ihn Bücher ankauften und nach Wolfenbüttel schickten. Zeitweise trafen jede Woche ganze Wagenladungen mit Fässern voller Bücher in der Residenz ein. Bei seinem Tode umfasste die Sammlung 35.000 Bände mit 135.000 Titeln. Das war eine der umfangreichsten Büchersammlungen dieser Epoche, auf höchstem Niveau, Quintessenz des damaligen abendländischen Wissens. In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Sammlung weiter, jedoch nicht mehr so systematisch, der Ankaufsetat war nach dem Tode des Herzogs gesunken. Mittlerweile aber hatte die Bibliothek einen so legendären Ruf, dass sie Schenkungen und Erbschaften wie ein Magnet anzog. So schickte beispielsweise Johannes Kepler seine in Ulm erschienenen Berechnungen des ekliptischen Planetenlaufs, die Tabulae Rudolphinae, nach Wolfenbüttel, natürlich mit handschriftlicher Widmung. Auch andere Gelehrte gaben in ihren Widmungen ihrer Hoffnung Ausdruck, ihr Werk möge in einer so bedeutenden Bibliothek Aufnahme finden. Viele vermachten in ihrem Testament ihre gesamte Privatbibliothek der Wolfenbütteler Sammlung. Rund 60.000 Schriften kamen allein auf diese Weise im Laufe der Jahre zusammen. Rund 36.000 Bände umfassen die Schenkungen aus dem Privatbesitz der Mitglieder der Fürstenfamilie, vorwiegend historische Werke und Belletristik zumeist in französischer Sprache. Die bedeutendsten Bibliothekare in Wolfenbüttel waren Gottfried Wilhelm Leibniz (von 1691 bis 1716) und Gotthold Ephraim Lessing, der von 1770 bis zu seinem Tode im Jahre 1781 hier wirkte. Leibniz ließ unter anderem den ersten alphabetischen Katalog anlegen und regte auch den Bau eines neuen Bibliotheksgebäudes an...Quelle
...